Stadtspaziergang in Hannover-Oststadt/List, 4. Dezember 2025
Am 4. Dezember 2025 nahm ich an der Tagesexkursion „Fair, schick und lecker“ teil. Bei einem Stadtspaziergang durch Hannovers Oststadt und die List ging es darum, nachhaltige Konsumformen kennenzulernen und zu verstehen, wie Fairness und Transparenz entlang von Lieferketten umgesetzt werden können. In drei Stationen haben wir erlebt, wie Second Hand, Fairer Handel und nachhaltige Mode im Alltag greifbar werden.
„edelKreis Hannover“
Unsere erste Station war „edelKreis Hannover“ in der Friesenstraße. Der Store verbindet bewusstes Genießen mit Verantwortung. Angeboten werden vor allem gespendete Second-Hand-Waren, von Markenkleidung und Accessoires über Schmuck und Bücher bis hin zu Geschirr und kleinen Wohnideen.
Besonders spannend fand ich das soziale Konzept dahinter. „edelKreis“ wird von einer gemeinnützigen Trägerstruktur aus dem kirchlich diakonischen Bereich getragen, das Team unter der Leitung von Christian Diederichs arbeitet rein ehrenamtlich, und nach Abzug der Kosten fließen die Gewinne zu 100 Prozent in lokale diakonische und kirchliche Projekte.
Mich hat vor allem überzeugt, wie hier Nachhaltigkeit durch Second Hand statt Fast Fashion und konkrete lokale Unterstützung zusammenkommen. Man kauft nicht nur schön ein, sondern unterstützt gleichzeitig sinnvolle Arbeit vor Ort.
„CONTIGO Fairtrade Shop Hannover“
Unsere zweite Station war der „CONTIGO Fairtrade Shop“ auf der Lister Meile. Der Laden ist modern gestaltet und zeigt schnell, dass nachhaltiger Konsum nicht nur Verzicht bedeutet. Beim Stöbern zwischen Designprodukten und Feinkost stellt man sich automatisch die Frage, wie und von wem die Dinge eigentlich hergestellt werden.
Passend dazu lohnt ein kurzer Blick auf die Entstehung von „CONTIGO“. Die Idee war, einen Weltladen neuer Art aufzubauen, professionell organisiert, gut gelegen und mit langen Öffnungszeiten. Der erste Shop wurde 1994 in Göttingen eröffnet, und der Name „Contigo“ bedeutet auf Spanisch „mit dir“. Von Anfang an wollte man ohne Zuschüsse auskommen und sich wie ein normales Fachgeschäft am Markt tragen. Später entstand zusätzlich eine Zentrale als Import und Betreuungsstruktur, damit mehrere selbständige Läden nach gemeinsamen Grundsätzen des Fairen Handels arbeiten können.
Besonders deutlich wurde, wie „CONTIGO“ Fairen Handel versteht. Statt sich auf bekannte Siegel zu verlassen, setzt das Unternehmen auf direkte Partnerschaften mit Kleinproduzentinnen und Kleinproduzenten in Lateinamerika, Asien und Afrika. Für mich wurde dadurch greifbar, was Fairness in der Praxis bedeutet. Wenn Zusammenarbeit langfristig geplant ist und nicht nur einmalig stattfindet, entsteht mehr Sicherheit für die Produzierenden. Teilweise wird Geld schon vor der Lieferung bereitgestellt, damit die Produktion überhaupt möglich ist. Außerdem geht es darum, Produkte gemeinsam weiterzuentwickeln und die Qualität Schritt für Schritt zu verbessern. Ich fand diese Perspektive spannend, weil Fairness hier nicht als kurzfristiges Projekt, sondern als verlässliche Beziehung gedacht ist.
Auch das Sortiment passte gut zu diesem Ansatz. Wir sahen verschiedene Produkte wie Taschen und Schmuck, dazu kommen Genussprodukte wie Kaffee, Gewürze und Schokolade, also Dinge, die man tatsächlich regelmäßig im Alltag nutzt. Genau hier passte für mich auch das Motto der Exkursion, fair durch direkte Handelsbeziehungen, schick durch Design und Geschenkideen, lecker durch die Feinkost.
Mein Aha-Moment war, dass Fairer Handel hier weniger über ein Logo auf dem Produkt vermittelt wird, sondern über Transparenz und Hintergrundwissen. Ich habe gemerkt, dass ich nach so einem Besuch eher nach Herkunft und Bedingungen frage und lieber weniger, aber bewusster kaufe. Wenn ein Laden bereit ist, Fragen zu beantworten und die Hintergründe nachvollziehbar zu machen, verändert das den Blick auf Konsum spürbar.
„FÜHLdichGUT-Store“
Unsere dritte Station führte uns in den „FÜHLdichGUT-Store“ in der List. Stella Kocademirci, die Gründerin, erzählte, dass die Idee 2020 in der schwierigen Zeit der COVID-Pandemie entstanden ist, weil sie Nachhaltigkeit nicht nur privat leben, sondern auch beruflich umsetzen wollte. Der Fokus liegt bewusst auf Kleidung, weil nachhaltige Mode bei vielen Menschen noch immer eine eher kleine Rolle spielt und Fragen nach Herkunft, Materialien und fairer Bezahlung oft ausgeblendet werden.