„Entdecke Hannover nachhaltig! – Nachhaltiges und faires Konsum- und Ernährungsverhalten“

Veranstaltung 26. Juni 2025

Stadtrundgang in Hannover-Linden, 26. Juni 2025

An einem Donnerstagnachmittag fand im Rahmen des STUBE-Programms – in Kooperation mit der Beratung für ausländische Studierende beim KED und dem Hochschulbüro für Internationales der Leibniz-Universität Hannover – ein Stadtrundgang zum Thema Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften in Hannover statt. Bei bestem Sommerwetter begab sich eine Gruppe internationaler Studierender auf eine inspirierende Tour durch den Stadtteil Linden, um verschiedene Orte kennenzulernen, an denen globale Verantwortung ganz konkret gelebt wird.

AllerWeltsLaden (Limmerstraße 44)

Die erste Station unserer Tour war der AllerWeltsLaden in der Limmerstraße – ein traditionsreicher Weltladen, der seit den 1980er Jahren für fairen Handel, globale Solidarität und entwicklungspolitische Bildung steht. Inmitten einer bunten Auswahl an Lebensmitteln, Kunsthandwerk und Textilien aus aller Welt wurden wir herzlich empfangen.
Was mich besonders überrascht hat: Wenn ich vorher an Fair Trade gedacht habe, fiel mir spontan nur Kaffee ein. Doch in diesem Laden wurde mir bewusst, wie umfassend und vielfältig der Faire Handel tatsächlich ist. Neben Kaffee und Schokolade gab es Kleidung, Taschen, Keramik, Bücher, Wein, Gewürze und vieles mehr – alles fair produziert, oft in Handarbeit, und mit großer Sorgfalt ausgewählt.

Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin erklärte uns ausführlich, wie der Faire Handel funktioniert, welche Organisationen wie El Puente oder GEPA dahinterstehen und warum faire Handelsbeziehungen für die Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden so wichtig sind. Dabei ging es nicht nur darum, Ausbeutung oder Kinderarbeit zu vermeiden, sondern vielmehr darum, langfristig tragfähige Wirtschaftsmodelle zu schaffen. Es wurde deutlich, dass der Faire Handel auf viele komplexe ökonomische Faktoren Rücksicht nimmt – vom Rohstoffpreis über Transportbedingungen bis zur Förderung lokaler Bildungs- und Gesundheitsstrukturen.
Bei manchen Produkten dachte ich zunächst, dass sie vergleichsweise teuer seien – aber je mehr ich über den Hintergrund erfuhr, desto mehr verstand ich, wie gerechtfertigt diese Preise sind. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht einfach ein Produkt kaufe, sondern Teil eines solidarischen Kreislaufs werde. Gerade auch als Geschenk für Freunde oder Familie finde ich solche Produkte sehr geeignet – sie tragen eine Botschaft in sich, die über das Materielle hinausgeht.

Mulembe Kaffee (Harenberger Straße 3)

Als nächstes besuchten wir das Café Mulembe – einen Ort, der zeigt, wie Genuss, Nachhaltigkeit und Unternehmertum miteinander verbunden werden können. „Mulembe“ bedeutet in der Sprache der ugandischen Kaffee-Bäuerinnen und -Bauern „Hallo, ich komme in friedlicher Absicht“ – ein schönes Symbol für das Café und seine Philosophie.
Das Café arbeitet direkt mit Kaffeebauern aus Uganda zusammen, legt großen Wert auf Transparenz und zahlt faire Preise ohne den Umweg über Zwischenhändler. Während wir Spezialitätenkaffee verkosteten, hörten wir spannende Einblicke in die Gründungsgeschichte des Unternehmens, die Herausforderungen im internationalen Kaffeehandel und die Motivation hinter dem fairen Geschäftsmodell.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die persönliche Verbindung, die hier geschaffen wird: Auf jedem Kaffeesack und sogar auf Tafeln im Café war zu sehen, von welchem Bauern oder welcher Bäuerin die jeweiligen Bohnen stammen – mit Foto, Namen und Herkunftsort. In kleinen Notizbüchern konnten Gäste ihre Dankesworte an die Produzentinnen und Produzenten hinterlassen. Es war ein bewegender Moment, sich bewusst zu machen, wie viele Hände und Geschichten hinter einer einzigen Tasse Kaffee stehen.
Und der Kaffee war wirklich außergewöhnlich gut – aromatisch, ausgewogen und voller Charakter. Ich habe einen Eiskaffee getrunken, den ich nur wärmstens empfehlen kann. Allein für diesen Geschmack würde ich jederzeit wiederkommen.

Die Schwärmerei (Ratswiese 18)

Der letzte Teil unserer Tour führte uns zu der kleinen nachhaltigen Imkerei „Die Schwärmerei“, die nur wenige Gehminuten vom Café entfernt lag – eine grüne Oase mitten in der Stadt. Der Imker begrüßte uns freundlich in seinem Garten und zeigte uns verschiedene Bienenstöcke, erklärte die Grundlagen der ökologischen Bienenhaltung und sprach über die zentrale Rolle der Bienen für unsere Umwelt.

Ein ganz besonderer Moment war, als wir frischen Honig direkt aus der geöffneten Wabe mit der Hand probieren durften. So einen intensiven, natürlichen und feinen Geschmack hatte ich noch nie zuvor erlebt – es war, als würde man die Blüten Hannovers schmecken.
Gleichzeitig erfuhren wir auch von den Problemen im globalen Honighandel. Viele im Supermarkt erhältliche Produkte stammen aus Ländern mit unzureichender Regulierung, teilweise werden sie mit Zuckerwasser gestreckt oder falsch deklariert. Diese Erkenntnis hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Der Imker beantwortete all unsere Fragen mit großer Geduld und Leidenschaft, und man merkte, wie sehr ihm die Zukunft der Bienen und der bewusste Umgang mit der Natur am Herzen liegen.

Persönlicher Eindruck
Diese Tour war für mich nicht nur eine lehrreiche Exkursion, sondern auch eine Erfahrung voller persönlicher Begegnungen, Aha-Momente und neuer Perspektiven. Ich habe viel über nachhaltiges Wirtschaften gelernt, und es war schön zu sehen, dass die Prinzipien von Fairness und Verantwortung nicht nur theoretisch existieren, sondern ganz praktisch umgesetzt werden können – direkt vor unserer Haustür.

Ich wünsche mir, dass mehr internationale Studierende an solchen Veranstaltungen teilnehmen, denn man lernt nicht nur viel über globale Zusammenhänge, sondern entdeckt auch Hannover auf eine ganz neue Weise. Gleichzeitig habe ich während der Tour auch gedacht, dass die Gruppengröße ideal war. Eine zu große Gruppe hätte vermutlich den intensiven Austausch und die offene Gesprächsatmosphäre erschwert.
Und nicht zuletzt: Wir hatten großes Glück mit dem Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt zu gehen, dabei inspirierende Orte zu besuchen und mit interessanten Menschen ins Gespräch zu kommen – das war ein perfekter Nachmittag.

Dank und Empfehlung
Ein herzliches Dankeschön geht an Andreas und Maureen vom KED und an Julia vom Hochschulbüro für Internationales, die diese Veranstaltung mit viel Engagement, Herzlichkeit und Professionalität begleitet haben. Sie haben nicht nur für einen reibungslosen Ablauf gesorgt, sondern auch eine offene, vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen, in der sich alle Teilnehmenden sofort wohlfühlen konnten.
Ich kann diese Art von Veranstaltung uneingeschränkt weiterempfehlen. Wer Lust hat, sich mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, neue Orte in Hannover zu entdecken und gleichzeitig mit anderen internationalen Studierenden ins Gespräch zu kommen, sollte die nächste Gelegenheit auf keinen Fall verpassen.

Ella-byullee Kim