Faire Woche 2022

Veranstaltungen

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Die Faire Woche 2022 findet vom 16. bis 30. September 2022 zum Thema "Textilien" unter dem Motto "Fair steht dir – #fairhandeln für Menschenrechte weltweit" statt.

Informationen zum Thema der Fairen Woche 2022

„Transparente Lieferketten, die Förderung von Frauen und ein Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit sind einige Kernpunkte des Fairen Handels, die für menschenwürdige Arbeitsbedingungen im Textilbereich sorgen.“ Die Faire Woche bietet auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, bundesweit durch Aktionen und Veranstaltungen die Themen des Fairen Handels zu unterstützen.

Weiterführende Informationen können Sie unter https://www.faire-woche.de/faire-woche-2022 nachlesen.

Wenn Sie Interesse daran haben, auch in Ihrer Einrichtung Projekte und/oder Veranstaltungen während der Fairen Woche 2022 anzubieten, können Sie sich gern von unseren KED-Referenten beraten lassen. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an info@ked-niedersachsen.de

Inhaltliches zum Thema auch auf unserer KED Hompage im Bereich "Themen"

Veranstaltungen zur Fairen Woche 2022

Zur Einstimmung auf die Faire Woche lud der KED am 9. September zu einer Online-Veranstaltung mit Kristina Rehbein vom Bündnis erlassjahr.de ein. Als politische Koordinatorin des  Bündnisses und Leiterin von dessen Geschäftsstel- le in Düsseldorf gab sie einen Überblick über aktuelle Herausforderungen und Strategien auf dem Weg zu einem fairen Insolvenzverfahren für Staaten. Unter dem Titel „Global aktiv für Menschenrechte und Klimaschutz: Das Netzwerk für faire Entschuldung“ ging es zum einen darum, welche Auswirkungen die Überschuldung von Staaten auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung hat. Solange die Rückzahlung von Schulden an ausländische Gläubiger Vorrang vor anderen Aufgaben eines Staates hat, bleibt z.B. für Bildungs-, Gesundheits- und Klimapolitik zu wenig Geld im Staatshaushalt übrig. Zum anderen wurden wichtige Akteure vorgestellt, die im Zusammenhang mit Schuldenkrisen eine Rolle spielen. Im interaktiven Ratespiel „Who is who?“ gaben prägnante Zitate aus dem aktu- ellen internationalen Geschehen rund um die Überschuldungsproblematik Aufschluss über unterschiedliche Interessen und politische Positionen. Unter der sachkundigen Anleitung durch Kristina Rehbein gelang es, diese Zitate den Akteuren zuzuordnen, von denen sie stammten – von der Weltbank über die G20 und die Bundesregierung bis hin zur Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS). Auch wenn sich die an der derzeitigen Bundesregierung beteiligten Parteien in ihrem Ampel-Koalitionsvertrag zum Ziel eines internationalen Insolvenzrechts für Staaten bekannt haben, sind konkrete Schritte in diese Richtung bislang kaum erkennbar. Weltweit vernetztes Engagement für dieses Ziel, wie es auch die hannoversche Landeskirche als Mitträger des Bündnisses erlassjahr.de un- terstützt, bleibt also weiterhin gefragt. Wer sich daran beteiligen möchte, findet Anregungen und Bildungsmaterialien wie das „Who is who?“ auf den Internetseiten von erlassjahr.de.

Am 19. September lud der KED im Rahmen der Fairen Woche 2022 zu einer Fairen Kaffeepause ins Café am Kreuzkirchhof ein. Thematisch ging es um die Vorstellung eines  Frauenkaffees aus Ruanda („Angelique‘s Finest“), anhand
dessen die Rolle von Frauen im Kaffeesektor beleuchtet wurde. Um sich geschmacklich auf die Veranstaltung
einzustimmen, gab es gleich zu Beginn eine Tasse „Angelique‘s Finest“ und eine leckere Kuchenauswahl. Nach der Begrüßung durch Frau Dr. Johnsdorf gab es eine kurze Vorstellungsrunde, die die Berührungspunkte der Teilnehmenden mit dem Fairen Handel aufzeigte. Daraufhin folgten zwei Grußworte: zum einen von Dr. Karin Köhler (Mitglied der Landessynode der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers) und zum anderen von Claudia Schüßler (Mitglied des Niedersächsischen Landtages, entwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion). Während Frau Köhler u.a. anmahnte, dass Kirchengemeinden im Bereich „fair gehandelter Kaffee“ noch mehr tun könnten, verwies Frau Schüßler darauf, dass das Thema Fairer Handel aufgrund des
tagespolitischen Geschehens leider immer weiter nach unten auf der Agenda gerückt sei. Anschließend startete Angelika Grote (Fairtrade Deutschland e.V.) mit einem Impulsvortrag über den Fairtrade-zertifizierten Kaffee „Angelique‘s Finest“. Um die Erfolgsgeschichte dieses von Frauen in Ruanda produzierten Kaffees zu verstehen, ging es im Vortrag um die allgemeine Stellung der Frauen im Land. Dass Frauen eine hohe Teilhabe an politischer und wirtschaftlic her Macht in Ruanda haben, sei vorallem auf den Genozid zurückzuführen, so Grote. Nach dem Völkermord, zu dessen Opfern ein großer Teil der männlichen Bevölkerung gezählt habe, seien es vor allem die Frauen gewesen,die das Land wiederaufgebaut hätten. Maßnahmen, die seitdem eingeführt worden seien, wie z.B. die Möglichkeit von Geldgeschäften für Frauen und auch das Recht von Frauen auf Landbesitz, erklärten die besondere
Ausgangslage für die Entstehung von „Angelique‘s Finest“. In anderen Anbauländern, so Grote, hätten Frauen tendenziell weniger Recht auf Landbesitz. Die Teilnehmenden erfuhren mehr über die Initiatorin und Namensgeberin Angelique Karekezi selbst und die strukturellen Gegebenheiten für die Kaffeeproduktion. So hat z.B. das ruandische Kaffeeun-
ternehmen RWASHOSSCO unter der Geschäftsführung von Karezki in Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Kaffee-Koop GmbH („Kaffee-Kooperative“) die Marke „Angelique‘s Finest“ gegründet. Während die Kaffee-Kooperative den Kaffee in Deutschland vertreibt, liegt die Produktionskette weitestgehend in der Hand der ruandischen Frauen. Eine Besonderheit, die den Frauen nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch eine hohe Selbstbestimmung ermöglicht. Aufgrund der hohen Nachfrage wird der Kaffee seit zwei Jahren in Deutschland geröstet – eine Entscheidung, die von den Erzeugerinnen getroffen wurde und so u.a. ein höheres Marktvolumen ermöglicht. Dies regte eine Diskussion unter den Teilnehmenden an, inwieweit die Vermarktungs-
strategie dann noch stimme, wenn die Wertschöpfungskette – zumindest teilweise – ausgelagert ist. Bei der anschließenden Fragerunde tauschte man sich u.a. darüber aus, warum es nicht mehr Projekte dieser Art im Globalen Süden gibt und wie unterschiedlich die Voraussetzungen für Frauen je nach Produkt und Land sind. Insgesamt war es eine informative Veranstaltung, die positive Entwicklungen für Kaffeebäuerinnen in Ruanda verdeutlichte. Im Gegenzug wurde aber auch deutlich, mit welchen Hindernissen, wie zum Beispiel fehlendem Land- besitz und finanzieller Abhängigkeit, sich ein Großteil der Frauen im Kaffeeanbau weltweit konfrontiert sieht.

Weitgehend neu war für die internationalen Studierenden auch das Konzept der Weltläden als Verkaufsstellen für fair gehandelte Produkte. Für El Puente sind die Weltläden nach wie vor besonders wichtige Partner hierzulande, während andere Fair-Handels-Organisationen mit ihrem Warenangebot inzwischen zunehmend die Kundschaft konventioneller Supermärkte zu  erreichen versuchen. Im weiteren Verlauf erfuhren die Studierenden mehr über die Standards des Fairen Handels von der World Fair Trade Organization (WFTO), nach denen El Puente arbeitet. Diese beinhalten u.a. möglichst langfristige Handelsbeziehungen, die Einhaltung von Arbeits- und Sozialstandards und unabhängige Kontrollen. El Puente hat sich darüber hinaus auch Klimaneutralität zum Ziel gesetzt und kompensiert unvermeidbare Emissionen daher z.B. bei über zwanzig Kaffeesorten entlang der gesamten Lieferkette. Die Studierenden zeigten sich durchweg überaus interessiert und fragten u.a. nach Produkten aus ihren Herkunftsländern und unter welchen Bedingungen neue Handelspartnerschaften mit El Puente entstehen können. So erfuhr man zum Beispiel, dass ein Großteil des Kunsthandwerks aus Indien kommt und welche Produkte aktuell besonders ge- fragt sind. Anschließend führte Frau Paulig die Studierenden durch die Lagerräume. Neben einem interessanten Einblick in die Abläufe von Produktkont- rolle und Lagerung bot die Führung auch die Möglichkeit, sich – im Unterschied zur bloßen Durchsicht von (Online-)
Katalogen – einzelne Produkte genauer anzuschauen und auch zu fühlen und zu riechen. Ein gemeinsames Mittagessen rundete die Veranstaltung ab, bevor man sich auf den Rückweg machte.
Es ist geplant, dieses Exkursionsformat zu wiederholen und zu erweitern, indem z.B. nachmittags zur inhaltlichen Vertie- fung einzelne Handelspartnerschaften genauer in den Blick genommen werden.Im Rahmen der Fairen Woche 2022 veranstaltete der KED am 20. September eine Exkursion zur Fair-Handels-Organisation El Puente in Nordstemmen. Internationale Studierende von Hoch- schulen in Göttingen, Wilhelmshaven und Hamburg fanden sich dazu vormit- tags am Bahnhof Nordstemmen ein, um gemeinsam mit Andreas Kurschat (KED-Arbeitsbereich STUBE Niedersachsen) und Maureen von Dassel (KED-Arbeitsbereich Entwicklungsbezogene Bildungsarbeit) zum nahegele- genen Betriebsgelände zu gehen. Kyra Paulig von der Kommunikations- und
Marketingabteilung von El Puente hieß die Gruppe dort willkommen und gab am konkreten Beispiel dieser Organisa- tion vielfältige Einblicke in den Themen- bereich des Fairen Handels. Da die meisten Studierenden noch rela- tiv wenig vertraut damit waren, erhielten sie zunächst eine Einführung in allgemeine Grundlagen des Fairen Handels. Ein kurzer Film veranschaulichte die Arbeitsweise von El Puente von den Anfän- gen in den 1970er Jahren mit Kunsthand- werk aus Lateinamerika bis zur heutigen breit gefächerten Zusammenarbeit mit weltweit etwa 120  Handelspartnern.

Die Peter- und Paul Kirchengemeinde in Elze unterstützt die Faire Woche in diesem Jahr wieder mit einem Fairen Frühstück am 24. September, das als Gemeinschaftsprojekt von mehreren Organisationen in Elze angeboten wird. Der KED wird hier mit einem kurzen Impulsvortrag das diesjährige Thema der Fairen Woche vorstellen. 

Unter dem Motto „Fair Handeln - Menschenrechte weltweit“ bewerben Mitarbeitende des Cafés zur Marktzeit an drei Nachmittagen im September die Faire Woche und die Themen des Fairen Handels mit einem Marktstand. Der KED unterstützt hier zum Auftakt der Fairen Woche am 15. September 2022 den Marktstand mit einem kleinen Quiz.

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von Dassel
Maureen von Dassel

Rebecca Neumann