Als im März letzten Jahres der erste Lockdown kam, wurde den meisten Menschen klar: Die Lage ist ernst. Dass die Corona-Pandemie nun auch wirtschaftliche Konsequenzen haben würde, konnte man da schon ahnen. Weltweit wurden Maßnahmen ergriffen, um das globale Infektionsgeschehen eingrenzen zu können. Neben Ausgangssperren und Restaurantschließungen kam es außerdem zu Exportstopps und damit zu einem Eingriff in den Welthandel.
Viele unserer Lebensmittel kommen von kleinbäuerlichen Betrieben aus Ländern des Globalen Südens. Diese Betriebe waren meist vor der Pandemie schon mit niedrigem Einkommen und schlechten Arbeitsbedingungen belastet. Die Corona-Maßnahmen sollten diese Bürde noch verschärfen. Nicht nur dass der Export ihrer Ware stark eingeschränkt wurde, auch traditionelle Märkte im regionalen Umfeld mussten schließen und so blieb den Kleinbauern kaum eine Möglichkeit, ihre Ernte zu verkaufen, während gleichzeitig die Preise für Saatgut und Düngemittel stiegen. Lagerkapazitäten sind in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft begrenzt, sodass den meisten Landwirten nichts weiter blieb, als Ihrer harten Arbeit beim Verrotten zuzusehen. Teilweise konnten die Felder aufgrund von ausnahmslosen Ausgangsbeschränkungen aber auch gar nicht bewirtschaftet werden. Einige Regierungen, wie etwa die Nigerianische, haben zwar Hilfen zugesagt. Diese kamen jedoch gar nicht bzw. nur in den eh schon reicheren Städten an, während die ärmere Landbevölkerung im Stich gelassen wurde.
Während diese Art von Verdienstausfall in Deutschland zum Beispiel durch das Kurzarbeitergeld finanziell überbrückt werden konnte, bedeutete dies für viele kleinbäuerliche Betriebe in Westafrika eine lebensbedrohliche Katastrophe. Armut und Hunger haben wieder zugenommen, die stetig steigende Wirtschaftsleistung vieler afrikanischer Staaten befindet sich erstmals wieder in Rezession und durch die Schulschließungen konnten Kinder für Arbeiten auf Feldern und Plantagen eingesetzt werden. Die Pandemie ist eine Zäsur in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und hat viele erfolgreiche Projekte um Jahre zurückgeworfen.
Doch in diesem Zusammenhang lassen sich auch Erfolgsgeschichten erzählen. Fairtrade-zertifizierte Betriebe verkaufen ihre Produkte zu einem verhandelten Festpreis, welcher nicht von Preisschwankungen am Weltmarkt betroffen ist. Zusätzlich zu dem Festpreis wird eine Prämie gezahlt, die zum Nutzen der Betriebe oder der Gemeinden eingesetzt werden kann. Fairtrade International hat die Richtlinien für diese Prämie als Antwort auf die Corona-Maßnahmen schnell angepasst, sodass diese als Bargeld oder in Form von Lebensmitteln an bedrohte Erzeuger gehen konnte. Zusätzlich wurden Fonds eingerichtet, um Kleinbauern und Beschäftigte auf Plantagen weiter bezahlen zu können.
Kleinbäuerliche Betriebe, die Fairtrade-zertifiziert sind, wurden also, ähnlich wie bei uns in Deutschland durch das Kurzarbeitergeld, von einem Netz aufgefangen. Wir sollten das bedenken, wenn wir unseren Kaffee oder Kakaoprodukte oder Ähnliches kaufen.
Mit unseren Kaufentscheidungen können wir das Leben vieler Menschen auf unserer Welt verbessern oder, wie hier beschrieben, in Krisensituationen sogar Leben retten.
Patrick Zieger
Praktikant beim KED