Unter dem Titel „Die Entwicklungspolitik der Bundesregierung: Initiativen und Positionen innerhalb der Post-2015-Entwicklung“ fand am 28.10.2015 ein KED-Infoabend im Café am Kreuzkirchhof statt.
Erst vor wenigen Wochen trafen sich die Vereinten Nationen in New York um die UN-Entwicklungsziele zu verabschieden. Grund genug für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) sich einen Experten ins Haus zu holen um gemeinsam über Inhalte und nationale Umsetzungsstrategien der neuen Ziele zu diskutieren. So begrüßten die Moderatorinnen Dr. Cornelia Johnsdorf und Maureen Scholz am 28.10.2015 den Leiter der Unterabteilung 11, BMZ, Berlin, Herrn Dr. Bernhard Felmberg als Gast im KED.
In einem einführenden Vortrag gab Herr Felmberg eine Einsicht in die Inhalte der kürzlich verabschiedeten “Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) und erklärte die Unterschiede zu den bisherigen Millenniums-Entwicklungszielen (MDGs). Während die MDGS überwiegend auf die Verringerung der Armut ausgerichtet waren, binden die neuen Ziele Bereiche wie Nachhaltigkeit, Frieden und verantwortungsbewusste Regierungsführung stärker mit ein. Hinzu kommt, dass in den kommenden 15 Jahren alle Länder gefragt sind. Die SDGs sind universell gültig und nehmen so nicht nur Entwicklungs- und Schwellenländer in die Pflicht. Herr Felmberg ging ins Detail und pickte anschaulich einige der 17 Ziele wie Biodiversität als auch nachhaltigen Konsum und Produktionsmuster heraus, um zu verdeutlichen, dass die neuen Ziele komplexer und umfassender sind als die bisherigen MDGS. Bei dem Ziel das Konsumverhalten in Deutschland nachhaltiger zu gestalten sei besonders das Engagement der Zivilgesellschaft gefragt, so Felmberg. Hier stellte er die vom BMZ initiierte Zukunftscharta vor. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie BürgerInnen und NGOS wurden hier acht verbindend wirkende Nachhaltigkeitsziele formuliert. Die Umsetzung der Ziele soll in diesem und kommenden Jahr auf der ZukunftsTour mit Bürgerinnen und Bürgern in ganz Deutschland diskutiert werden. Hier betonte Herr Felmberg, dass er sich mehr Interesse von Seiten der breiten Öffentlichkeit am Dialog über die Verwirklichung der Ziele wünsche.
Für einen wichtigen Schritt hält Herr Felmberg das Bündnis für nachhaltige Textilien. Fast die Hälfte der deutschen Textilwirtschaft hat sich hier mit Politik und Zivilgesellschaft zusammengetan. Zusammen sollen Maßnahmen für existenzsichernde Löhne und gegen den Einsatz von Chemikalien erarbeitet werden. Da die Produktionsketten sehr komplex sind, müssen weitere internationale Unternehmen miteinbezogen werden. Erst so können diese transparenter und fairer gestaltet werden. Bei der Frage nach ethischem Konsumverhalten wurde angeregt mit dem Publikum diskutiert. Hier wurde betont, dass Niedrigpreise nicht zwangsläufig schlechte sowie teure Kleidung nicht gleich gute Arbeitsbedingungen widerspiegeln. Es müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden, die aber auch ein Interesse von Verbraucherinnen und Verbrauchern an fair produzierter Kleidung voraussetzt.
Bei der Frage nach der Rolle Deutschlands im neuen Weltzukunftsvertrag wurde deutlich, dass es noch viel zu tun gibt. Zwar könne man mit vorbildhafter Klima- und Energiepolitik viel bewirken, für eine erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenda 2030 seien jedoch künftige Umsetzungsstrategien von aufstrebenden Ländern wie China oder Indien entscheidend.
Filmvorführung und anschließende Diskussion mit dem Regisseur: Ascan Breuer
Termin: 20.10.2015, 19:00 Uhr (Eintritt frei)
Filmvorführung
Ort: Pavillon Hannover – BI Raschplatz e.V., Lister Meile 4, 30161 Hannover
Unter dem Titel „Das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) – eine Chance für den Welthandel oder ein Irrweg?“ fand am 18.09.2015 einn KED-Infoabend im Café des Kirchlichen Entwicklungsdienstes (KED) statt.
Am Freitagabend, den 18.09.2015 um 18 Uhr war der TTIP-Experte Bernd Lange zu Gast im KED. Als Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel im Europäischen Parlament ist Herr Lange über den Verlauf der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen aktuell informiert und damit für Fragen rund um TTIP ein gut informierter Ansprechpartner.
In einem einleitenden Impulsvortrag skizzierte Herr Lange Schwerpunkte des Abkommens, u.a. die Regulierungsbereiche, wie beispielsweise Gesundheit- und Umweltstandards. Herr Lange machte deutlich, dass es europäische Standards gibt, die nur schwer mit den amerikanischen Normen zu harmonisieren sind. Seiner Meinung nach müsse das Vorsorgeprinzip unbedingt bestehen bleiben und dürfe nicht Teil der Verhandlungen werden. Darüber hinaus sprach er über ergänzende Maßnahmen und Kompensationen, die geschaffen werden müssen falls Entwicklungs- und Schwellenländer Standards des Abkommens nicht einhalten können. Hier sieht er besonders Exporteure von Textilien im Nachteil, die durch den möglichen Wegfall der Zölle zwischen der EU und den USA einen Wettbewerbsnachteil haben.
Nach dem Input nahm sich Herr Lange fast zwei Stunden Zeit um die Fragen des Publikums, bestehend aus internationalen und deutschen Studierenden sowie Engagierten aus der Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit, zu beantworten. Viele Fragen und Anmerkungen betrafen mögliche Herabsenkungen von Standards im Gesundheit- und Umweltbereich. Herr Lange machte deutlich, dass das Europäische Parlament an den hohen Standards der EU festhalte, betonte aber auch, dass in manchen Bereichen -wie bei Arzneimitteln oder Spielzeugwaren- die USA höhere Zulassungsbedingungen haben. Darüber hinaus kam er auf den Investitionsschutz zu sprechen. Hier berichtete der TTIP-Experte von den Investitionsgerichten (bestehend aus einem Gericht erster Instanz und einem Berufungsgericht), die das Konzept der privaten Schiedsstellen (ISDS) ablösen sollen und seiner Ansicht nach eine demokratischere und transparentere Alternative zu diesen bieten.
Zum Abschluss wurde angeregt über seine Erfahrungen mit dem bereits bestehenden EU-Freihandelsabkommen mit Kolumbien und Peru diskutiert. Hier merkte er positiv an, dass sich bisher –wenn auch nur langsam- Fortschritte hinsichtlich der Durchsetzung der Arbeitnehmerrechte erzielen ließen. Im Dialog mit der peruanischen und kolumbianischen Regierung gebe es jedoch noch einiges zu tun um Arbeiternehmer- und Menschenrechte dauerhaft zu verbessern. Als Fazit führte er Handelspolitik als Instrument vor um Entwicklungspolitik zu gestalten – ein wichtiger Ansatz.
Termin: 10.07.2015 16 Uhr – 11.07.2015 17 Uhr im Hanns-Lilje-Haus.
Veranstalter: KED Niedersachsen und ELM Hermannsburg
Unter dem Titel „EU-Agrarreform 2013 – Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Niedersachsen und weltweit“ fand am 06.05.2015 ein KED-Infoabend statt.
Mit Hermann Grupe (MdL, Sprecher der FDP Fraktion für Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Jagd), Christoph von Breitenbuch (Geschäftsführer der Agrar-Betriebsgemeinschaft Leine-Solling) und Ottmar Ilchmann (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)), begrüßte der Kirchliche Entwicklungsdienst (KED) am Mittwochabend gleich drei praktizierende Landwirte aus Niedersachsen, um Meinungen zur aktuellen Agrarpolitik auszutauschen. Herr Grupe führte in die Neuerungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein und berichtete, was sich für den Förderzeitraum 2014-2020 für niedersächsische Landwirte verändert hat. Ein Schwerpunkt seiner Ausführung waren die erhöhten Umweltstandards, das sogenannte Greening, welches den Erhalt von Dauergrünland, 5% ökologische Vorrangflächen des Ackerlandes und eine vielfältige Fruchtfolge vorsieht.
Er kritisierte die praxisferne Umsetzung der Umweltleistungen, die für ihn mit einem hohen bürokratischen Aufwand und einer zu kurzen Antragsfrist verbunden sind. Für eine bessere, praktikable Realisierung, der ökologischen Vorgaben sprachen sich auch Herr von Breitenbuch und Herr Ilchmann aus. Herr von Breitenbuch machte deutlich, dass das Greening ein guter Ansatz ist. Die Auflagen stellen jedoch eine Beschneidung seiner Unternehmensführung dar, frei zu entscheiden, welche Felder wie zu bewirtschaften sind. Auch Herr Ilchmann argumentierte, dass das Greening eine Umstellung für seinen Betrieb bedeutet, aber die Bindung der Direktzahlungen an die Einhaltung ökologischer Standards gerechtfertigt ist.
Bei der Diskussion um die Auswirkungen der niedersächsischen Landwirtschaft auf die Entwicklungsländer wurden unterschiedliche Ansichten ausgetauscht. Auf die Frage nach möglichen Alternativen zum Geflügelexport nach Westafrika wurde angeführt, dass der Wissenstransfer zwischen Europa und Afrika zu einer Stärkung der afrikanischen Landwirtschaft führen kann. Herr Ilchmann kritisierte, dass Europa durch die Direktzahlungen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber außereuropäischen Ländern genießt und die Weitergabe von Knowhow an Entwicklungsländer allein nicht ausreicht. Er sprach sich vielmehr gegen eine Überschussproduktion in Europa und für Ernährungssouveränität aller Länder aus.
Bei der Fragerunde mit dem aufmerksamen und engagierten Publikum zeigte sich, dass alle Referenten an einer tier- und umweltverträglichen Landwirtschaft interessiert sind. Die Bereitschaft der Landwirte nachhaltiger zu produzieren besteht. Dafür muss allerdings die Nachfrage der Verbraucher nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln steigen um eine nachhaltige Landwirtschaft für Produzenten rentabel zu machen.
Filmvorführung „Inerie“ und anschließender Diskussion mit der Filmproduzentin Lola Amaria
Eine gemeinsame Veranstaltung des Kirchlichen Entwicklungsdiensts, BUGI e.v. und Watch Indonesia
In diesem Film werden bestehende Konflikte mit der traditionellen Bevölkerung in der Region Tololela gezeigt. Ein junger Auswanderer kehrt zurück nach Tololela, der seine Heimat nach dem Tod seiner Mutter verlassen hat. Diese ist bereits bei der Geburt seines Bruders verstorben und er findet immer noch eine schlechte Gesundheitsversorgung der Schwangeren vor. Die Erinnerung an seine verstorbene Mutter zehrt an ihm und er hat den Wunsch, die Gesundheitsversorgung für die Schwangeren zu verbessern. Die konservativen Einheimischen sehen keine Notwendigkeit für eine Veränderung, da sie der Meinung sind, dass trotz der hohen Müttersterblichkeitsrate noch genügend Kinder zur Welt kommen. Der Film zeigt auf dramatische Weise, wie er letztendlich die Einheimischen doch überzeugen kann.
Aufgrund ihrer Erfolgsgeschichte wurde Lola Amaria zum Berliner Alle Workshop 2015 eingeladen und bleibt für knapp drei Wochen im Februar in Berlin. BUGI und KED möchte diese Gelegenheit nutzen, sie nach Hannover einzuladen und eine Filmvorführung mit anschließender Diskussion durchzuführen.
Ihr Filmwerk basiert auf gründlichen Beobachtungen in der einheimischen Bevölkerung. Wir sind davon überzeugt, dass solche Situationen in vielen Regionen in Indonesien alltäglich sind. Wir wollen aus der Perspektive von Lola Amaria verfolgen, wie sie die Situation in Indonesien anhand ihrer Erfahrung wahrnimmt und einschätzt.
Die anschließende Diskussion wird vor allem auf folgende Frage eingehen: Wie wichtig ist die studentische und diasporische Bewegung für die Entwicklung (Entwicklungspolitik) in Indonesien?