Frauen und Mädchen, die in den Textilfabriken in China, Indonesien, Bangladesh, El Salvador, Guatemala, Mexico, Bulgarien, der Türkei oder wo auch immer, 10 bis 12 Stunden am Tag für einen kargen Lohn T-Shirts, Oberhemden, Jeans oder Sportbekleidung bis zur totalen Erschöpfung nähen, brauchen nicht nur einen höheren Lohn, um sich und ihre Kinder ernähren zu können. Sie brauchen ein besseres Einkommen und die minimalen Standards von Arbeitsrechten wie eine kollektive Vertretung gegenüber der Firmenleitung, geregelte Pausen, Schutz vor Bränden, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Schutz vor sexuellen Übergriffen von Vorarbeitern, weil sie als Näherinnen eine Leistung erbringen. Sie erwarten keine Almosen von uns sondern eine angemessene Bezahlung für die Produkte, die unsere Kleiderschränke füllen.
Es geht darum, den Wert, den ihre Arbeit für uns hat – und da mag jeder und jede selbst einschätzen, welchen Wert die täglich getragenen Kleidungsstücke für ihn oder sie haben – richtig einzuschätzen.
Natürlich ist die weltweite Produktion mit ihrem hohen Grad an Arbeitsteilung im Zeitalter neoliberaler Globalisierung etwas, für das die Unternehmen verantwortlich gemacht werden müssen. Deshalb hat die Kampagne für Saubere Kleidung, die sich für sozial verträgliche Produktionsbedingungen in der Bekleidungsindustrie einsetzt, Unternehmen wie Adidas, Tchibo oder Karstadt auch direkt angesprochen.
Aber wir als diejenigen, die die Kleidungsstücke an uns tragen, sind mit eingebunden in die Verantwortung und wir können auch handeln, indem wir etwa die Arbeit der Kampagne für Saubere Kleidung unterstützen, vorbereitete Postkarten an die Unternehmen unterschreiben oder uns in den Kommunen für fair gehandelte Arbeitskleidung in Krankenhäusern, bei den Abfallentsorgungsunternehmen, bei Polizei und Feuerwehr einsetzen.
Die Probleme sind vorhanden aber die Möglichkeiten als einzelne oder gemeinsam die Wertschätzung der Arbeiterinnen in Solidarität zum Ausdruck zu bringen gibt es auch.
Ganz wichtig ist es dabei immer wieder Menschen, die sich damit bisher nicht beschäftigt haben, darauf anzusprechen, sie als Mitstreiterinnen zu gewinnen.
Im Christuspavillon auf der Expo 2000 in Hannover haben wir als Landeskirche Hannover und Bistum Hildesheim eine Veranstaltung durchgeführt, bei der wir „Miranda“ von der TalTanzCo schon einmal zeigen konnten. Ein weiteres Mal war dies beim Evangelischen Kirchentag 2001 in Frankfurt und bei einer Großveranstaltung im Bistum Limburg möglich.
Fotos der Performance dienten als Grundlage für die Konzeption einer Ausstellung.
„ScherenSchnitt, ZwangsJacke“ und „Leichentuch“ wurden die plakativen Titel der Ausstellungstafeln, die in Worte fassen, was dem Betrachter nahezu ins Auge springt. „Wertschätzung“, das zentrale Wort der vierten Ausstellungstafel, meint die Perspektiven, den Weg der Veränderung. Und zwar nicht unbedingt so, wie wir uns das womöglich geprägt durch die eigenen Werte und Ideale denken sondern in einem Prozess mit den Betroffenen.
Manche meinen, sie könnten die Herstellung egal welcher Produkte mit derartig miesen Bedingungen nicht unterstützen, könnten die eigenen politischen Ideale verlieren. Deshalb wollen sie die entsprechenden Produkte boykottieren. Das hilft aber den Arbeiterinnen nicht. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz. Bei uns geht es um Überzeugungen, bei den Arbeiterinnen geht es um das Überleben.
Die Ausstellung stand in Rathäusern, Sparkassen, Tagungshäusern und Kirchen in Niedersachsen und darüber hinaus. Als besonderer Blickfang – im wahrsten Sinne des Wortes – haben sich auch die Kostüme der Tänzerinnen erwiesen, die wie als Ausstellungsobjekte dabei hatten.
Die BesucherInnen der Ausstellung waren berührt und bewegt, fragten uns die sprichwörtlichen Löcher in den Bauch und zogen am Ende mit Aktionsmaterialien los.