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Fairer Handel

Fair Trade

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Eine Strategie zur Armutsbekämpfung

Bauern in Afrika, Lateinamerika und Asien erhalten durch Fairtrade-Standards, die unter anderem eine Fairtrade-Prämie vorschreiben, die Möglichkeit, ihre Dörfer und Familien aus eigener Kraft zu stärken und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter und Arbeiterinnen erhalten eine Stimme, werden wahrgenommen und treffen selbstbestimmte Entscheidungen.

Marktzugang und direkte Handelsbeziehungen  

Fairtrade-zertifizierte Bauern-Kooperativen und Plantagen erhalten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen. Fairtrade ermöglicht Kleinbauern aus benachteiligten Regionen des Südens den Marktzugang in den Norden und fördert langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Angestellte auf Plantagen bekommen im Minimum den gesetzlichen Mindestlohn und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahlten Urlaub und sozialer Vorsorge.

Rebecca Neumann
Kreuzkirchhof 1–3
30159 Hannover
fairtrade logo
Bild: Transfair

Saubere Kleidung

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Frauen und Mädchen, die in den Textilfabriken in China, Indonesien, Bangladesh, El Salvador, Guatemala, Mexico, Bulgarien, der Türkei oder wo auch immer, 10 bis 12 Stunden am Tag für einen kargen Lohn T-Shirts, Oberhemden, Jeans oder Sportbekleidung bis zur totalen Erschöpfung nähen, brauchen nicht nur einen höheren Lohn, um sich und ihre Kinder ernähren zu können. Sie brauchen ein besseres Einkommen und die minimalen Standards von Arbeitsrechten wie eine kollektive Vertretung gegenüber der Firmenleitung, geregelte Pausen, Schutz vor Bränden, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Schutz vor sexuellen Übergriffen von Vorarbeitern, weil sie als Näherinnen eine Leistung erbringen. Sie erwarten keine Almosen von uns sondern eine angemessene Bezahlung für die Produkte, die unsere Kleiderschränke füllen.
 
Es geht darum, den Wert, den ihre Arbeit für uns hat – und da mag jeder und jede selbst einschätzen, welchen Wert die täglich getragenen Kleidungsstücke für ihn oder sie haben – richtig einzuschätzen.
Natürlich ist die weltweite Produktion mit ihrem hohen Grad an Arbeitsteilung im Zeitalter neoliberaler Globalisierung etwas, für das die Unternehmen verantwortlich gemacht werden müssen. Deshalb hat die Kampagne für Saubere Kleidung, die sich für sozial verträgliche Produktionsbedingungen in der Bekleidungsindustrie einsetzt, Unternehmen wie Adidas, Tchibo oder Karstadt auch direkt angesprochen.
Aber wir als diejenigen, die die Kleidungsstücke an uns tragen, sind mit eingebunden in die Verantwortung und wir können auch handeln, indem wir etwa die Arbeit der Kampagne für Saubere Kleidung unterstützen, vorbereitete Postkarten an die Unternehmen unterschreiben oder uns in den Kommunen für fair gehandelte Arbeitskleidung in Krankenhäusern, bei den Abfallentsorgungsunternehmen, bei Polizei und Feuerwehr einsetzen.
Die Probleme sind vorhanden aber die Möglichkeiten als einzelne oder gemeinsam die Wertschätzung der Arbeiterinnen in Solidarität zum Ausdruck zu bringen gibt es auch.
 
Ganz wichtig ist es dabei immer wieder Menschen, die sich damit bisher nicht beschäftigt haben, darauf anzusprechen, sie als Mitstreiterinnen zu gewinnen.
 
Im Christuspavillon auf der Expo 2000 in Hannover haben wir als Landeskirche Hannover und Bistum Hildesheim eine Veranstaltung durchgeführt, bei der wir „Miranda“ von der TalTanzCo schon einmal zeigen konnten. Ein weiteres Mal war dies beim Evangelischen Kirchentag 2001 in Frankfurt und bei einer Großveranstaltung im Bistum Limburg möglich.
 
Fotos der Performance dienten als Grundlage für die Konzeption einer Ausstellung.
 
„ScherenSchnitt, ZwangsJacke“ und „Leichentuch“ wurden die plakativen Titel der Ausstellungstafeln, die in Worte fassen, was dem Betrachter nahezu ins Auge springt. „Wertschätzung“, das zentrale Wort der vierten Ausstellungstafel, meint die Perspektiven, den Weg der Veränderung. Und zwar nicht unbedingt so, wie wir uns das womöglich geprägt durch die eigenen Werte und Ideale denken sondern in einem Prozess mit den Betroffenen.
 
Manche meinen, sie könnten die Herstellung egal welcher Produkte mit derartig miesen Bedingungen nicht unterstützen, könnten die eigenen politischen Ideale verlieren. Deshalb wollen sie die entsprechenden Produkte boykottieren. Das hilft aber den Arbeiterinnen nicht. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz. Bei uns geht es um Überzeugungen, bei den Arbeiterinnen geht es um das Überleben.
 
Die Ausstellung stand in Rathäusern, Sparkassen, Tagungshäusern und Kirchen in Niedersachsen und darüber hinaus. Als besonderer Blickfang – im wahrsten Sinne des Wortes – haben sich auch die Kostüme der Tänzerinnen erwiesen, die wie als Ausstellungsobjekte dabei hatten.
Die BesucherInnen der Ausstellung waren berührt und bewegt, fragten uns die sprichwörtlichen Löcher in den Bauch und zogen am Ende mit Aktionsmaterialien los.

Rebecca Neumann
Kreuzkirchhof 1–3
30159 Hannover
Kampagne-fuer-Saubere-Kleidung
Quelle: www.saubere-kleidung.de

Altkleider

Bild: tomhanisch | Fotolia.com

Der Hintergrundartikel führt die Thematik ein:

Altkleiderimporte afrikanischer Länder oder andersherum ausgedrückt Altkleiderexporte europäischer Länder sind ein heikles Thema. Altkleiderexporte stehen für den überzogenen Konsum bei uns im reichen Norden, der seine Kleiderschränke leeren möchte, um Platz für neue Kleidung zu schaffen. Ein übermäßiger Kauf von Kleidung zu niedrigen Preisen, der Entsorgungsprobleme schafft, ist an sich schon falsch und muss ähnlich wie andere Konsumgewohnheiten schlicht durch das bekannte Motto „Weniger ist mehr“ gelöst werden.
 
Dieses Verhalten mache in der Folge die Textilproduktion in afrikanischen Ländern kaputt – ist eine gängige These. Doch so einfach ist das nicht – wie der Bericht von Francisco Mari zeigt, Handelsexperte beim EED in Bonn, auf den wir uns im Folgenden beziehen. (weltsichten, 2009)
Die Textilproduktion afrikanischer Länder wie Ghana, Kamerun, Kenia, Uganda oder Tansania ging nicht vornehmlich an den Altkleiderexporten zu Grunde.
 
Es waren vielmehr die Strukturanpassungsprogramme (1990), die die Weltbank und der Weltwährungsfonds zur Voraussetzung für Schuldenerleichterungen gemacht hatten. Die Textilfabriken mussten nun die heimische Baumwolle zum Weltmarktpreis kaufen und Ersatzteile sowie Neuanschaffungen mit Devisen bezahlen. Dazu waren sie ohne staatliche Subventionen nicht in der Lage. Sie waren  nicht überlebensfähig, mussten schließen  und es entstand ein Markt für Altkleider.
 
Die afrikanischen Kundinnen sind qualitäts- und modebewusst. Omas alte Sachen sind in Afrika unverkäuflich. Viele Staaten haben Qualitätsstandards erlassen und zum Beispiel die Einfuhr von Unterwäsche untersagt. Sie erheben Zölle auf Gebrauchtkleidung, die bis zu 100 Prozent betragen können. Mitumba, wie Gebrauchtkleidung in Ostafrika heißt, ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken - und das nicht nur, weil sie günstiger ist als lokale Kleidung, falls es die überhaupt gibt.
„Mitumba ist für mich immer erste Wahl. Nur auf den Mitumba-Märkten finde ich Kleidung, die andere nicht tragen. Da ich täglich etwas anderes anziehen möchte, brauche ich Mitumba auch, um verschiedene Kleidungsstücke kombinieren zu können ", erklärt zum Beispiel eine junge Lehrerin aus Moshi in Tansania.
 
Mitumba hat auch das Straßenbild verändert. Sie gibt den Menschen „ein kleines Stück Würde und Selbstachtung" „Durch Mitumba hat sich zumindest optisch der Unterschied zwischen Armen und Reichen verringert. Man schätzt, dass bis zu 30 Prozent der informellen Arbeit in Afrika sich um den Handel mit gebrauchter Kleidung dreht.
 
Bis vor ein paar Jahren bestand Hoffnung, in Afrika eine exportorientierte Kleiderproduktion aufzubauen. Asiatische Investoren aus Malaysia und Taiwan errichteten Betriebe z.B. in Kenia. Dort wurden mehr als 20.000 Arbeitsplätze geschaffen, in Namibia 15.000. Schnell wurde aber klar, dass asiatische Investoren auch die dortigen Arbeitsbedingungen mitbrachten. Tansania etwa erhielt kaum Investitionen, weil es sich weigerte, in der Freihandelszone in Daressalam die Arbeitsgesetze aufzuheben und eine gewerkschaftsfreie Zone zu garantieren.
Um eine eigene Textilproduktion aufzubauen, dafür müssten sich Investoren finden – und anschließend auch Käufer, die eine möglicherweise teurere Kleidung (gegenüber chinesischen Importen oder Secondhandware) auch kaufen. Konsumenten bei uns wie auch in afrikanischen Ländern wollen selbst entscheiden, was sie kaufen möchten.
 
Der Handel mit Secondhand Kleidung bietet vor allem Frauen und Jugendlichen eine Möglichkeit, sich und  Familienangehörige zu ernähren. Denn hier braucht es kaum Investitionskapital: keine Maschinen, keine zusätzlichen Arbeitskräfte, wenig Ausbildung. Über bis zu fünf Zwischenverkäufe kommt die Kleidung zur Endverkäuferin. In einer Studie für das Zentrum für Entwicklungsstudien der Universität Sussex stellt Simone Field fest: „Allein auf dem Markt Gikomba in Nairobi arbeiten 12.000 Menschen im Handel mit gebrauchter Kleidung; über die Hälfte hatte laut unserer Untersuchung vorher keine oder nur tageweise Arbeit. Der Effekt dieses informellen Arbeitsmarktes für die Bekämpfung von Armut in den städtischen Ballungszentren Afrikas ist enorm."
 
Die Alternative zur Gebrauchtkleidung sind derzeit die Textilexporte aus China. Sie sind besonders nach Ostafrika stark gestiegen. Überall wird auf den Märkten billigste Kunstfaserkleidung in grellen Farben angeboten. Sie ist in der Regel wesentlich billiger als gebrauchte Kleidung von mittlerer Qualität. Deshalb befürchteten viele Händler zunächst, dass die Importkleidung ihren eigenen Markt zum Verschwinden bringen würde. Diese Befürchtung hat sich inzwischen gelegt. Obwohl die Kleidung aus China billiger ist, kehren viele Kundinnen wieder zurück zu gebrauchten T-Shirts, Hosen und Röcken.
Die billigen Kunstfasern können überdies in der Hitze und Schwüle Afrikas, so warnen afrikanische Hautärzte, Hautinfektionen verursachen - abgesehen vom unangenehmen Tragegefühl, da die Kleidung nicht atmet.
 
Die afrikanischen Schneiderinnen und Schneider sehen in der Secondhandware verständlicherweise unliebsame Konkurrenz. Sie haben aber mittlerweile eine eigene Marktlücke entdeckt. Sie arbeiten  Secondhand-Kleidung individuell um oder fertigen daraus neue Kreationen.
 
Während im Alltag Secondhand-Kleidung getragen wird, hat traditionelle Kleidung bei feierlichen Anlässen sowohl für Frauen als auch Männer (Hochzeiten, Beerdigungen, Jubiläen)) weiterhin ihren Platz.  Auch Uniformen für z.B. Schulkinder oder Polizisten sowie T-Shirts bei Wahlen werden von afrikanischen Schneidern gefertigt.
 
Die  afrikanischen Märkte gehen flexibel und kreativ mit unseren Altkleidern um. Kreative Konzepte zur Reduzierung unseres Konsums müssen wir noch weiter voranbringen.

Rebecca Neumann
Kreuzkirchhof 1–3
30159 Hannover
Bild: www.altkleiderspenden.de

Abgelegte Kleidung sinnvoll abgeben: Worauf Sie achten sollten!

Aktuelle Informationen zum Umgang mit Altkleidern bietet Ihnen die Internetseite

Fairwertung